Pallium e.V. - Forschung und Hilfe für soziale Projekte

HIV / AIDS im südlichen Afrika

Nichts belastet den südafrikanischen Kontinent derzeit so sehr wie die Ausbreitung von AIDS. In den Ländern südlich der Sahara ist die unheilbare Immunschwächekrankheit inzwischen die häufigste Todesursache. Drei Viertel aller HIV-bedingten Todesfälle ereignen sich hier. Weltweit starben 2007 zwei Millionen an AIDS, 1,5 Millionen davon im subsaharischen Afrika. Die Pandemie hat dramatische soziale und wirtschaftliche Auswirkungen für die Bevölkerung.

So auch in Namibia: Die südwestafrikanische Republik zählt zu den Ländern mit den höchsten Infektionsraten. Jeder fünfte Einwohner ist HIV-infiziert, in einigen Regionen trägt nahezu ein Drittel aller schwangeren Frauen den tödlichen Virus. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Namibier ist infolge von AIDS innerhalb von nur zwei Jahrzehnten von 62 (1990) auf 43 (2008) Jahre gesunken.

Bis heute haben mehr als 100.000 Kinder in Namibia ihre Eltern durch AIDS verloren, mindestens 20.000 sind selbst infiziert. Wenn auch viele von Verwandten aufgenommen werden, stoßen die traditionellen familiären Versorgungsnetze durch die rasant steigende Todesrate mehr und mehr an ihre Grenzen. Großmütter, die mit minimalen finanziellen Möglichkeiten über 20 Kinder ihrer an AIDS verstorbenen Söhne und Töchter versorgen, sind keine Einzelfälle.

Der Baby Haven in Katutura

Ein Zufluchtsort für AIDS-Waisen ist der Baby Haven in Katutura, dem Armenviertel der namibischen Hauptstadt Windhuk. In diesem kleinen Waisenhaus kümmert sich die gelernte Krankenschwester und Sozialarbeiterin Agnes Tom um Babys und Kinder, die ausgesetzt worden sind, deren Mütter bei oder kurz nach der Geburt gestorben sind oder die so krank sind, dass sie sich nicht um ihre Kinder kümmern können.

2003 zunächst als private Initiative gegründet, ist der Baby Haven inzwischen offiziell als Waisenhaus registriert. Durchschnittlich zehn Kinder leben hier, viele der Schützlinge sind selbst mit dem HI-Virus infiziert und haben nur eine geringe Lebenserwartung.
Umso wichtiger ist es, dass sie Zuwendung erfahren, regelmäßig und vor allem ausgewogene Ernährung bekommen und bei Krankheit versorgt werden. Längerfristiges Ziel ist, die Kinder bei Verwandten oder Pflegefamilien unterzubringen oder an Adoptiveltern zu vermitteln - kein leichtes Unterfangen angesichts ärmlicher Lebensumstände und irrationaler Ansteckungsängste.

Agnes Tom und ihre Mitarbeiter kümmern sich nicht allein um die Organisation des Waisenhauses, sondern unterstützen darüber hinaus von AIDS betroffene Familien in der Umgebung mit Lebensmitteln, Schulgebühren, Schulkleidung und psychosozialer Betreuung. In nicht wenigen dieser Haushalte leben Waisenkinder ohne Erwachsene ganz auf sich allein gestellt. Zudem klärt Agnes Tom HIV-positive Mütter und Schwangere über die Gefahren der Übertragung und den Umgang mit der Krankheit auf.

Waisenjunge Waisenmädchen Waisenmädchen Eingang zum Baby Haven Waisenkind

Der Verein

Im Jahr 2003 erhielt der Baby Haven Besuch von einer Exkursionsgruppe des Soziologie-Instituts der Gießener Justus-Liebig-Universität. Im Rahmen eines Forschungsprojektes zu den sozialen Folgen von HIV und AIDS im südlichen Afrika wollten sich die Studierenden ein konkretes Bild der Situation machen.

Angesichts der wirtschaftlichen Nöte der Einrichtung blieb es nicht bei der wissenschaftlichen Distanz. Die Projektleiter riefen im Frühjahr 2004 den Verein Pallium - Forschung und Hilfe für soziale Projekte ins Leben, der zuallererst kurzfristig und erfolgreich Spendengelder für den Kauf des von Schließung bedrohten Baby Haven sammelte. Seither finanziert der Förderverein die laufenden Ausgaben des Waisenhauses, die neben Ernährung, Pflege und medizinischer Versorgung der Kinder auch das Gehalt für eine hauptamtliche Betreuerin und die Nebenkosten des Hauses umfassen. Mithilfe von Spenden konnte zudem ein Auto für die ambulante Arbeit angeschafft werden.

Inzwischen engagieren sich rund 20 Studierende verschiedener Fächer ehrenamtlich in dem Verein. Der Einsatz beschränkt sich nicht allein auf finanzielle Unterstützung: In bisher zwei Workcamps direkt vor Ort griffen die Studierenden tatkräftig zu Werkzeug und Farbeimer, um die dringend nötige Renovierung des Waisenhauses zu bewerkstelligen. Nach wie vor reisen Studierende aus Gießen regelmäßig als Praktikanten oder im Rahmen von Exkursionen nach Katutura. Die Reise- und Aufenthaltskosten tragen sie selbst.

Pallium e.V. möchte den Baby Haven in naher Zukunft weiter vergrößern, um dann rund 50 Kindern eine Unterkunft bieten zu können. Geplant ist außerdem die Einrichtung einer angegliederten Suppenküche, die weitere Waisen aus der Umgebung versorgt.

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